Die Chronik – Die Neuzeit

20. & 21.  Jahrhundert

Bis zum Jahre 1907 werden alle Feste bei Wilhelm Meinke gefeiert, 1908 bei Paul Schäper, 1911 bei Wilhelm Uphoff.

Schützenbruderschaft Südkirchen Hofstaat 1911

1913 begeht man das 250-jährige Jubiläum mit einem allgemeinen Schützenfest in der Gastwirtschaft Paul Schäper. Dazu wird eine neue Fahne für 200 Mark bei der Fa. Richter in Köln angeschafft. Die Kosten für einen neuen Fahnenschrank belaufen sich auf 29 Mark. Statt der bisherigen 5 Mark werden dem König diesmal 30 Mark an Auslagen erstatten. Leider sind Festverlauf und Teilnehmerzahlen nicht überliefert.

Es sollte vorläufig das letzte Fest bleiben. 1914 begann der 1. Weltkrieg und brachte mit all seinen Folgen noch bis 1919 großes Leid über Land und Leute. Allein aus der kleinen Gemeinde Südkirchen, die damals nur wenig mehr als 1000 Einwohner hatte, fielen 52 Soldaten. Eine Ehrentafel mit ihren Namen wurde 1920 in der Kirche angebracht.

Das Leben geht weiter. Nach einer Kriegsheimkehrfeier am 30. und 31. Mai 1920 fassen auch die Schützen wieder Tritt. Sie versammelten sich am 20. Juni 1920 bei Heinrich Uphoff und beschließen ein Junggesellenfest. Sodann wird das Festkomitee gewählt, das den Termin auf den 29. und 30. August festlegt und das Fest zum Preis von 750 Reichsmark auf den Gastwirt Max Meinke überträgt.

Schützenbruderschaft Südkirchen Festumzug 1925

Ostermontag, den 9. April 1928, beschließen die Junggesellen bei Gastwirt Bernhard Surholt, nach 8-jähriger Unterbrechung wieder ein Junggesellen-Schützenfest zu feiern. Das Festkomitee überträgt das Fest dem Gastwirt Wilh. Schulze auf´m Hofe. 109 Junggesellen tragen sich ein.

Inflation und Arbeitslosigkeit der Weimarer Republik machen sich auch in Südkirchen bemerkbar. Kein Schützenfest kann mehr organisiert werden. Erst nach sieben schwierigen Jahren sollte das wieder möglich werden. Das Fest des Jahres 1935 ist aber auch für 20 Jahre das letzte, das nach herkömmlicher Weise zustande kommt. Das Schützenfest selbst entwickelte sich zu einem Glanzfest der Gemeinde. 263 Schützen nehmen teil. Alle tragen als äußeres Zeichen eine kleine Papierrosette, die Offiziere geliehene Uniformen.

Schützenbruderschaft Südkirchen Hofstaat 1938

Der Einfluss der Nationalsozialisten verstärkt sich nun immer mehr. 1938 gründen 70 Bürger nach längerer Beratung einen von den Nationalsozialisten geforderten Schützenverein, den dem Deutschen Schützenverband angegliedert ist.

Am 1. September 1939 begann der 2. Weltkrieg. Nie geahntes Leid und unzählige Opfer waren die Folge. Allein 98 Gefangene und Vermisste hat Südkirchen zu beklagen.

Wie schon zwischen den Weltkriegen üblich, wurden die Schützen am Ostersonntag 1950 nach dem Hochamt durch Publikandum (öffentliche Bekanntmachung) zu einer Versammlung aufgerufen. Dem Publikanten (Ausrufer) war die zu verlesene Einladung im Regelfall am Abend zuvor anonym in einem verschlossenen Umschlag unter Beifügung eines kleinen Obolus zugestellt worden. Der Ausrufer hatte die Einladung dann aus der Gastwirtschaft Schulze auf´m Hofe (Schulze Weischer) heraus den aus der Kirche kommenden Menschen zu verlesen.

Eine Bürgerversammlung stimmte für ein allgemeines Schützenfest und übertrug Wilhelm Schulze Berge und Fritz Eilers die ersten Vorarbeiten. Die Feier wird auf den 16. und 17. Juli 1950, der Festbetrag auf 5 DM festgelegt. Wegen des verwaisten Königsthrones übernimmt der König von 1925, Wilhelm Ormeloh, die Regentschaft über das Schützenfest. Die Gastronomie übernimmt die Witwe Max Meinke für 400 DM mit der Verpflichtung, noch ein Zelt von 500 qm aufzubauen. Auch der Vorschlag, weiße Schützenmützen für alle und einheitliche Jacken für die Offiziere zu beschafften, findet, allgemeinen Anklang. Carl Overhage wird König, Theresia Beutelmann seine Königin.

Das allgemeine Schützenfest von 1950 und das Junggesellenschützenfest von 1953 setzen Maß und Richtlinien für die beiden nächsten Schützenfeste. Stets werden Vorstand und Festkomitee gewählt, von diesen das Offizierscorps bestimmt, 14 Tage vor dem eigentlichen Fest die Fahne aufgesetzt und im Herbst dann der Abschluss des Schützenjahres mit dem Königsball begangen.

Schützenbruderschaft Südkirchen Antreten Bergstr. 1950

Der bisherige 1. Vorsitzende Wilhelm Schulze Berge und der bisherige Geschäftsführer Fritz Eilers erhalten 1963 den erstmals vergebenen Status von Ehrenmitgliedern. Ferner beschließt man, den Schützenverein unter das Patronat des heiligen Pankratius zu stellen. Der Schützenbeitrag wird auf monatlich 1,50 DM festgesetzt. Auch erste Vorbereitungen für das Jubiläum finden Zustimmung. Gastwirt Angelkort soll die Gastronomie übernehmen und ein Festzelt von 800 qm Größe aufstellen lassen. Mitten in den Festvorbereitungen verstirbt der 1. Vorsitzende Carl Overhage infolge eines landwirtschaftlichen Unfalles.

Schützenbruderschaft Südkirchen Offiziere 1963

Dann ist der große Festtag da. Am Sonntag, dem 23. Juli 1963 strahlt die Sonne auf das Dorf. Ganz Südkirchen glänzt mit prächtigem Fahnenschmuck. Im Hochamt weiht Pfarrer Icking die neue Bruderschaftsfahne. Nachmittags marschiert der Festzug durch das Dorf. Er besteht aus 343 Südkirchener Schützen, ca. 120 Mann Musik, 8 Festwagen mit den Ehrengästen und 350 bis 400 auswärtige Schützen mit ihren Fahnen und Königswagen. Es mögen ca. 800 Personen gewesen sein. Zuglänge ca. 1500 Meter.

Es ist ein imposantes Bild, sogar das Deutsche Fernsehen berichtet darüber. Abends großer Festball zu Ehren der amtierenden Majestäten im großem Festzelt. Abschluss dieses Tages um 24.00 Uhr am Ehrenmal mit Zapfenstreich und bengalischer Beleuchtung. Am Montag zunächst Feldgottesdienst und Abmarsch zum Vogelschießen. Der Vogel ist zäh und muss einer Operation unterworfen werden. Um 12.30 Uhr fällt dann der entscheidende Schuss durch Paul Hirsch, der sich Anne Meinke zur Königin erwählt.

Nach diesem Großereignis nehmen die Schützenfeste der Jahre 1965, 1967, 1969 und 1971 wieder den gewohnten Verlauf. Erst die Generalversammlung von 1972 fasst dann Beschlüsse, die Neuerungen bringen: von 1973 an in jedem Jahr Feier eines Schützenfestes, Aufhebung der Unterscheidung zwischen Bürger- und Junggesellenkönig, Aufstellung eines feststehenden Offizierscorps. Auch die bisherige Fahnenhissung 14 Tage vor dem Fest wird auf den Schützenfest-Freitag verlegt. Anstelle des alten Festaktes organisiert man ein Biwak, an dem auch die Frauen teilnehmen können. So beginnt dann auch das Schützenjahr 1973 mit einem Biwak auf dem Hof von Paul Winkelmann, um das letzte Jahr der gemeinsamen Regentschaft des Bürgerschützenkönigs Heinz Köster und des letzten Junggesellenkönigs Egon Quante einzuleiten. In der Generalversammlung vom 3. August 1973 wählen die Schützen dann das erste feststehende Offizierscorps.

Ab dem Jahr 1974 erhalten die Feste dann den Ablauf, der bis heute beigehalten wurde. Freitag: abends kleiner Festumzug, Fahnenhissung, Kommers. Sonntag: nachmittags großer Festumzug, anschließend Platzkonzert, abends Festball bis 24.00 Uhr, Zapfenstreich. Montag: vormittags Vogelschießen, abends Festball zu Ehren des neuen Königs. In diesem Jahr wird auch Fritz Helm aus neuer Festwirt verpflichtet.

Schützenbruderschaft Südkirchen Hofstaat 1974

Wegen der Gleichartigkeit dieser Feste kann man auf die Schilderung von weiteren Einzelheiten verzichten. Daher werden im Folgenden nun noch die für die Zukunft der Bruderschaft bedeutsamen Beschlüsse, Verträge bzw. Ereignisse aufgeführt: